Worauf solltest Du achten, wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln möchtest?

Du kochst die ganze Zeit nur Kaffee, wirst von Deinen Kolleginnen und Kollegen gemobbt oder ziehst vielleicht einfach nur um? Es gibt viele Gründe den Ausbildungsbetrieb wechseln zu wollen. Was Du dabei alles beachten musst, erfährst Du in diesem Artikel.

Vorab ein wichtiger Rat: Jeder hat mal einen schlechten Tag. Und jede Tätigkeit hat auch eintönige Phasen. Überleg Dir also gut, ob Du bei Deinem Ausbildungsbetrieb wirklich kündigen möchtest! Dieser Schritt wird Dich schließlich Dein Leben lang begleiten, da er immer in Deinem Lebenslauf steht. Du wirst später wahrscheinlich bei jedem Bewerbungsgespräch gefragt: Warum haben Sie damals gekündigt? Du solltest Deine Gründe für diese Entscheidung also überdenken und sie auch benennen können.

Den Ausbildungsbetrieb wechseln: Wie ist die gesetzliche Lage?

Wenn Du Deine Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen möchtest, dann musst Du Dein Ausbildungsverhältnis in Deinem jetzigen Ausbildungsbetrieb erstmal kündigen. Zur Kündigung steht im Berufsbildungsgesetz im § 22 Folgendes:

(1) Während der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis jederzeit ohne Einhalten einer Kündigungsfrist gekündigt werden.
(2) Nach der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis nur gekündigt werden

  1. aus einem wichtigen Grund ohne Einhalten einer Kündigungsfrist,
  2. von Auszubildenden mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen, wenn sie die Berufsausbildung aufgeben oder sich für eine andere Berufstätigkeit ausbilden lassen wollen.

(3) Die Kündigung muss schriftlich und in den Fällen des Absatzes 2 unter Angabe der Kündigungsgründe erfolgen; die elektronische Form ist ausgeschlossen.
(4) Eine Kündigung aus einem wichtigen Grund ist unwirksam, wenn die ihr zugrunde liegenden Tatsachen dem zur Kündigung Berechtigten länger als zwei Wochen bekannt sind. Ist ein vorgesehenes Güteverfahren vor einer außergerichtlichen Stelle eingeleitet, so wird bis zu dessen Beendigung der Lauf dieser Frist gehemmt.

Wenn Du den Ausbildungsbetrieb wechseln möchtest, hängt das weitere genaue Vorgehen also erstmal davon ab, ob Du noch in der Probezeit bist oder nicht. Schauen wir uns für beide Fälle mal an, was Du beachten musst.

Den Ausbildungsbetrieb wechseln: In der Probezeit

Du hast Deine Ausbildung gerade erst angefangen und merkst, dass der Beruf Dir Spaß macht, aber der Betrieb irgendwie nicht zu Dir passt? Dann hast Du Glück: Wenn Du noch in der Probezeit bist, ist der Wechsel des Ausbildungsbetriebes einfach und unkompliziert. Du kannst Dein Ausbildungsverhältnis sofort kündigen und musst dabei nicht mal eine Frist einhalten oder Deine Kündigung begründen. Du kannst von heute auf morgen also einfach den Betrieb wechseln – vorausgesetzt natürlich, Du hast schon einen neuen Betrieb gefunden.

Den Ausbildungsbetrieb wechseln: Was tun, wenn die Probezeit bereits abgelaufen ist?

Möchtest Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln, wenn die Probezeit bereits abgelaufen ist, dann ist das auch kein Problem – aber es ist vielleicht etwas komplizierter und Du musst dabei mehr beachten. Das weitere Vorgehen hängt davon ab, warum Du den Betrieb wechseln möchtest.

1. Den Ausbildungsbetrieb aus einem wichtigen Grund wechseln

Wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb aus einem wichtigen Grund wechseln musst, dann kannst Du das sofort, also ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist, machen. In Deiner Kündigung musst Du dann aber den Grund angeben – und der muss wichtig sein. Ein wichtiger Grund liegt zum Beispiel dann vor, wenn eine weitere Beschäftigung in Deinem Ausbildungsbetrieb nicht zumutbar wäre. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Dein Ausbilder oder Deine Ausbilderin Dich bedroht, Deine Gesundheit gefährdet oder Dir keine Ausbildungsvergütung zahlt.

2. Den Ausbildungsbetrieb wechseln, um einen anderen Beruf zu lernen

Du hast festgestellt, dass der Beruf doch nicht so richtig zu Dir passt und Du lieber etwas anderes machen möchtest? Dann kannst Du Dein Ausbildungsverhältnis ordentlich kündigen. Das bedeutet, dass Du in Deinem Betrieb kündigst und dabei die gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsfrist von vier Wochen einhältst. Im Anschluss an die Kündigungsfrist kannst Du dann das neue Ausbildungsverhältnis in einem neuen Ausbildungsbetrieb beginnen.

3. Den gleichen Beruf in einem anderen Betrieb fortführen

Du möchtest Deine Ausbildung einfach in einem anderen Unternehmen fortführen, obwohl es keinen wichtigen Grund dafür gibt? Also zum Beispiel, weil Dich eine andere Branche mehr interessiert oder weil Du in einem anderen Betrieb eine höhere Ausbildungsvergütung bekommen würdest? Dann ist der Wechsel leider nicht so einfach – Du kannst Dein Ausbildungsverhältnis nämlich nicht einfach kündigen. Ein Wechsel ist nur dann möglich, wenn Dein Ausbildungsbetrieb damit einverstanden ist und mit Dir einen Aufhebungsvertrag schließt.

Dieser Weg ist auf jeden Fall immer richtig!

Du bist Dir unsicher, wie genau Du Dich verhalten sollst und welcher Weg der richtige ist? Kein Problem, eine Sache ist immer richtig: Deine IHK anrufen.

Die für Dich zuständige Industrie- und Handelskammer steht Dir bei allen Fragen zu Deiner Ausbildung zur Verfügung und berät Dich auch, wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln möchtest. Ruf da lieber einmal zu viel an als einmal zu wenig, dann bist Du immer auf der sicheren Seite!

Berufsschule, Arbeitszeugnis, … Was gibt es bei einem Wechsel zu beachten?

Wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln und Deine Ausbildung in einem anderen Ausbildungsbetrieb fortführen möchtest, gibt es ein paar Dinge, auf die Du achten solltest.

Bevor Du in einem neuen Betrieb anfängst, solltest Du zum Beispiel unbedingt klären, dass Dir die Zeit in Deinem alten Ausbildungsbetrieb auch anerkannt wird! Und mit Deiner Berufsschule musst Du abklären, dass Deine bisherigen Leistungen bestehen bleiben. Dieser Punkt wird vor allem wichtig, wenn Du in eine neue Stadt ziehst und die Berufsschule wechselst.

Außerdem musst Du daran denken, Dir ein Arbeitszeugnis von Deinem alten Ausbildungsbetrieb ausstellen zu lassen. Solltest Du Angst haben, dass dieses Zeugnis extra schlecht geschrieben wird, weil Dein alter Betrieb sauer ist, kannst Du Dir ein „nicht qualifiziertes Arbeitszeugnis“ ausstellen lassen. So ein Zeugnis heißt auch einfaches Arbeitszeugnis. Da stehen dann keine Bewertungen Deiner Arbeit, sondern nur die Beschäftigungsdauer und Deine Tätigkeiten.

Wie komme ich an einen neuen Ausbildungsbetrieb?

Wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln möchtest, dann musst Du Deinem alten Ausbildungsbetrieb natürlich kündigen. Und bevor du das machst, solltest Du über die Zeit danach nachdenken. Nimm Dir Zeit und such Dir einen passenden Ausbildungsbetrieb, bei dem Du Deine Ausbildung dann auch abschließen kannst.

Um einen neuen Ausbildungsbetrieb zu finden, gibt es viele Möglichkeiten: Nutze Deine Kontakte aus der Berufsschule! Andere Azubis können in ihren Betrieben fragen, ob ein Platz für Dich frei ist. Auch Deine Lehrerinnen und Lehrer werden Dir sicher gern helfen. Und sonst gibt es natürlich viele verschiedene Stellenportale, auf denen Du Dich auch genau informieren kannst.

Wie bewerbe ich mich für einen neuen Ausbildungsbetrieb?

Du solltest Deinen Wechsel in Deiner Bewerbung auf gar keinen Fall unerwähnt lassen! Sei ehrlich und gib die Gründe für Deine Kündigung mitten in der Ausbildung an. So kann Dein neuer Arbeitgeber Deinen Wunsch nachvollziehen und sieht, dass Du triftige und vernünftige Gründe hattest, Deinem alten Betrieb zu kündigen.

Nutze Deine Erfahrung zu Deinem Vorteil! Du bist kein Neuling mehr und hast in Deiner bisherigen Ausbildung bestimmt etwas gelernt. Was Du schon alles kannst, solltest Du nicht unerwähnt lassen. Beschreibe also, was Du gut kannst! So bekommt Dein neuer Arbeitgeber ein genaues Bild von Dir.

Wichtig ist außerdem, dass Du nie schlecht über Deinen vorherigen Arbeitgeber reden solltest. Die Welt ist ein Dorf und viele Ausbildungsbetriebe stehen in Kontakt. Auch wenn Du wütend bist, solltest Du das Deinen neuen Arbeitgeber nicht wissen lassen. Wichtig ist, was Du kannst – und nicht, was Dein alter Betrieb alles schlecht gemacht hat.

Solltest Du wirklich den Ausbildungsbetrieb wechseln?

Wir wissen, dass manchmal sehr viel Mut dazu gehört, wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln möchtest. Die Entscheidung zu treffen und sie Deiner Ausbilderin oder Deinem Ausbilder mitzuteilen, kann ganz schön schwierig sein. Wenn es Dir in Deinem Ausbildungsbetrieb aber nicht gut geht und du unglücklich bist, dann solltest Du auf jeden Fall mutig sein und den Betrieb wechseln!

Und noch ein Tipp zum Schluss:

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Auch wenn so mit viel Stress verbunden ist, den Ausbildungsbetrieb zu wechseln, solltest Du nicht vergessen, dass die IHK-Abschlussprüfung schneller ansteht als Du denkst. Und auch in der Berufsschule gibt es immer wieder Prüfungen. Mit den Angeboten von Prozubi kannst Du Dich optimal auf darauf vorbereiten. Schau doch einfach mal in unserem Shop vorbei. Hier gibt es zum Beispiel unser Komplettpaket für das Fach Wirtschafts- und Sozialkunde.

Jetzt Deinen Beruf wählen und mit dem Lernen starten!