Bild: Geschäftsfrau hat keinen Durchblick mehr © Picture-Factory / fotolia

Worauf sollte man beim Wechsel achten?

Du kochst die ganze Zeit nur Kaffee, wirst von Deinen Kollegen gemobbt oder vielleicht ziehst Du einfach nur um? Es gibt viele Gründe den Ausbildungsbetrieb zu wechseln. Was Du dabei alles beachten musst, erfährst Du in diesem Artikel.

Was tun, wenn die Probezeit bereits abgelaufen ist?

Möchtest Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln, wenn die Probezeit bereits abgelaufen ist, dann ist das noch lange kein Beinbruch.

Wenn Du Deine Berufsausbildung aufgegeben willst oder einen anderen Beruf wählst, kann eine ordentliche Kündigung mit der Frist von 4 Wochen erfolgen.
Wenn Du jedoch Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln möchtest und kein Fall für eine fristlose Kündigung vorliegt, bedarf es eines Aufhebungsvertrages zwischen Deinem Ausbildungsbetrieb und Dir, (da der Ausbildungsbetrieb sonst auf Schadensersatz klagen könnte). Informationen dazu erhältst Du in unserem Modul Individuelle und kollektive Regelungen bei der Gestaltung des Arbeitslebens und hier.
Das Gesetz sagt: 
§ 22 Kündigung (BBiG)
(1) Während der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis jederzeit ohne Einhalten einer Kündigungsfrist gekündigt werden.
(2) Nach der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis nur gekündigt werden
1.   aus einem wichtigen Grund ohne Einhalten einer Kündigungsfrist,
2.   von Auszubildenden mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen, wenn sie die Berufsausbildung aufgeben oder sich für eine andere Berufstätigkeit ausbilden lassen wollen.
(3) Die Kündigung muss schriftlich und in den Fällen des Absatzes 2 unter Angabe der Kündigungsgründe erfolgen.
(4) Eine Kündigung aus einem wichtigen Grund ist unwirksam, wenn die ihr zugrunde liegenden Tatsachen dem zur Kündigung Berechtigten länger als zwei Wochen bekannt sind. Ist ein vorgesehenes Güteverfahren vor einer außergerichtlichen Stelle eingeleitet, so wird bis zu dessen Beendigung der Lauf dieser Frist gehemmt.
Noch ein wichtiger Rat: Jeder hat mal einen schlechten Tag. Und jede Tätigkeit hat auch eintönige Phasen. Überleg es Dir also gut, bevor Du bei Deinem Ausbildungsbetrieb kündigst! Dieser Schritt wird Dich schließlich Dein Leben lang begleiten, da er immer in Deinem Lebenslauf steht. Du wirst später wahrscheinlich bei jedem Bewerbungsgespräch gefragt: Warum haben Sie damals gekündigt?

Überlege Dir vorher also genau, ob Du wirklich kündigen willst. Du solltest Deine Gründe für diese Entscheidung überdenken und sie auch benennen können. “Kein Bock mehr” ist kein Grund. Solltest Du Probleme mit dem Lernstoff haben, wird das durch einen Ausbildungswechsel nicht unbedingt besser. Besonders oft bereitet z.B. der Bereich Rechnungswesen den Auszubildenden Probleme. Vielleicht versuchst Du zunächst einmal, den Lernstoff eigenständig nachzubereiten.

Berufsschule, Arbeitszeugnis – es gibt einiges zu beachten

Wenn Du während Deiner Ausbildung den Betrieb wechselst, gibt es ein paar Dinge, auf die Du achten solltest.

Bevor Du in einem neuen Betrieb anfängst, solltest Du zum Beispiel unbedingt klären, dass Dir die Zeit in Deinem alten Ausbildungsbetrieb auch anerkannt wird! Und mit Deiner Berufsschule musst Du abklären, dass Deine bisherigen Leistungen bestehen bleiben. Dieser Punkt wird vor allem wichtig, wenn Du in eine neue Stadt ziehst und die Berufsschule wechselst.

Außerdem musst Du daran denken, Dir ein Arbeitszeugnis von Deinem alten Ausbildungsbetrieb ausstellen zu lassen. Solltest Du Angst haben, dass dieses Zeugnis extra schlecht geschrieben wird, weil Dein alter Betrieb sauer ist, kannst Du Dir ein “nicht qualifiziertes Arbeitszeugnis” ausstellen lassen. So ein Zeugnis heißt auch einfaches Arbeitszeugnis. Da stehen dann keine Bewertungen Deiner Arbeit, sondern nur die Beschäftigungsdauer und Deine Tätigkeiten. In unserem Modul Assistenz- und Sekretariatsaufgaben findest Du außerdem ein Video zum Thema Zeugnisse, worin wir Dir erklären, welche Formulierungen positiv und welche negativ sind.

Solltest Du Deinen Betrieb wegen Mobbings verlassen, ist es ratsam, auch rechtliche Schritte einzuleiten. Dafür ist es von Vorteil, wenn Du bereits während Deiner Zeit im Betrieb ein Mobbing-Tagebuch führst.

Wie komme ich an einen neuen Ausbildungsbetrieb?

Bevor Du Deinem alten Ausbildungsbetrieb kündigst, solltest Du über die Zeit danach nachdenken. Such Dir so schnell es geht einen neuen Betrieb. Das nimmt Dir die Angst und Zweifel vor der Kündigung.

Um einen neuen Ausbildungsbetrieb zu finden, gibt es viele Möglichkeiten: Nutze Deine Kontakte aus der Berufsschule! Mitschüler können in ihren Betrieben fragen, ob ein Platz für Dich frei ist.  Auch Deine Lehrer werden Dir sicher gern helfen, wenn Du sie nett darum bittest. Um bei Stellenanzeigen den Durchblick zu haben, kann Dir unser Modul Betriebliche Organisation und Funktionszusammenhänge helfen.

Es ist kein neuer Ausbildungsbetrieb in Sicht?

Solltest Du nach Ablauf der Kündigung noch keinen neuen Ausbildungsbetrieb gefunden haben, wirst Du wohl nicht um einen Gang zum Arbeitsamt herumkommen. Bei einer freiwilligen Kündigung kann das Arbeitsamt Dir das Arbeitslosengeld streichen – allerdings nicht länger als zwölf Wochen, da Du Azubi bist. Dennoch ist so etwas ärgerlich. Ein Grund mehr sich bei der Suche nach einer neuen Stelle ordentlich ins Zeug zu legen!

Wenn Du mit Deiner Ausbildung schon weit vorangeschritten bist, solltest Du Dich auch auf  Stellen bewerben, die nicht speziell nach Azubis suchen. Im dritten Lehrjahr bist Du ja schon fast kein Azubi mehr, sodass Dein neuer Betrieb das restliche Ausbildungsjahr auch als Einarbeitungszeit anerkennen könnte. Ein Versuch ist es zumindest immer wert!

Wie bewerbe ich mich für einen neuen Ausbildungsbetrieb?

Du solltest Deinen Wechsel in Deiner Bewerbung auf gar keinen Fall unerwähnt lassen! Sei ehrlich und gib die Gründe für Deine Kündigung mitten in der Ausbildung an. So kann Dein neuer Arbeitgeber Deinen Wunsch nachvollziehen und sieht, dass Du triftige und vernünftige Gründe hattest, Deinem alten Betrieb zu kündigen.

Nutze Deine Erfahrung zu Deinem Vorteil! Du bist kein Neuling mehr und hast in Deiner bisherigen Ausbildung bestimmt etwas gelernt. Was Du schon alles kannst, solltest Du nicht unerwähnt lassen. Beschreibe also, was Du gut kannst! So bekommt Dein neuer Arbeitgeber ein genaues Bild von Dir.

Wichtig ist außerdem, dass Du nie schlecht über Deinen vorherigen Arbeitgeber reden solltest! Die Welt ist ein Dorf und viele Ausbildungsbetriebe stehen in Kontakt. Auch wenn Du wütend bist, solltest Du das Deinen neuen Arbeitgeber nicht wissen lassen. Wichtig ist, was Du kannst und nicht das Benehmen Deines vorherigen Arbeitgebers.

Du musst mutig sein, wenn Du Deinen Ausbildungsbetrieb wechseln willst:

Es gehört sehr viel Mut dazu den Ausbildungsbetrieb zu wechseln. In den Augen vieler Menschen gilt das immer noch als etwas Negatives. Sie glauben, dass Du etwas nicht durchhalten kannst. Manche Dinge kann man jedoch nicht durchhalten und manchmal hat man kaum eine Wahl.

Wenn Du in Deinem jetzigen Betrieb unglücklich bist und es nicht mehr aushältst – sei mutig und wechsel den Ausbildungsbetrieb.

Hier findest Du noch hilfreiche Tipps gegen Stress in der Ausbildung oder über den Aufhebungsvertrag.

Und noch ein Tipp zum Schluss:

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Auch wenn so ein Wechsel mit viel Stress verbunden ist, solltest Du nicht vergessen, dass die IHK-Abschlussprüfung schneller ansteht als Du denkst. Und auch in der Berufsschule gibt es immer wieder Prüfungen. Mit den Angeboten von Prozubi kannst Du Dich optimal auf darauf vorbereiten. Schau doch einfach mal in unserem  Shop vorbei. Hier gibt es zum Beispiel unser Komplettpaket für das Fach Wirtschafts- und Sozialkunde.

Jetzt Deinen Beruf wählen und mit dem Lernen starten! 

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